Das Thema „nachhaltige Geldanlage“ gewinnt immer mehr an Bedeutung. Doch was genau versteht man darunter? Und wie kannst du sicherstellen, dass dein Geld wirklich nachhaltig investiert wird? In dieser zweiten Folge der Mini-Serie über nachhaltige Geldanlage widmen wir uns genau diesen Fragen. Wir werfen einen Blick auf Definitionen, Kriterien wie ESG und die EU-Taxonomie, sowie häufige Fallstricke wie Greenwashing. Am Ende weißt du genau, worauf du achten solltest, um die richtige Entscheidung zu treffen.
Nachhaltige Geldanlage – eine Frage der Perspektive
Wenn du dir Gedanken über nachhaltige Geldanlagen machst, wird schnell klar: Es gibt keine einheitliche Definition. Nachhaltigkeit ist stark davon abhängig, was dir persönlich wichtig ist. Es kann um ökologische Aspekte wie den Klimaschutz gehen, soziale Themen wie faire Arbeitsbedingungen oder auch um eine verantwortungsvolle Unternehmensführung.
Die entscheidende Frage lautet also: Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich persönlich?
Doch Achtung: Neben deinen eigenen Vorstellungen spielt oft auch das Marketing der Anbieter eine Rolle. Viele Fonds und Produkte tragen grüne Etiketten, ohne wirklich nachhaltig zu sein.
EU-Taxonomie: Nachhaltigkeit auf politischer Grundlage
Die EU versucht mit ihrer EU-Taxonomie einheitliche Kriterien für nachhaltige Investments zu schaffen. Ziel ist es, festzulegen, wann ein Unternehmen als nachhaltig gilt, um Anlegern mehr Orientierung zu bieten.
Doch die Realität sieht oft anders aus. Ein Beispiel: Laut EU-Taxonomie gelten sowohl Atomenergie als auch Erdgas als nachhaltig – ein politischer Kompromiss, um die Interessen von Frankreich (Atomkraft) und Deutschland (Erdgas) zu berücksichtigen. Aber würde ein Fonds, der ausschließlich in Atom- und Gaskraftwerke investiert, für dich als nachhaltig gelten?
Die Taxonomie bietet zwar einen ersten Anhaltspunkt, führt aber hier und da in die Irre. Sie zeigt, wie schwer es ist, Nachhaltigkeit eindeutig zu definieren.
Die ESG-Kriterien: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung
Ein weiteres Orientierungssystem sind die ESG-Kriterien. Diese stehen für:
- E wie „Environment“ (Umwelt): Wie umweltfreundlich agiert ein Unternehmen?
- S wie „Social“ (Gesellschaft): Werden soziale Standards eingehalten, z. B. faire Arbeitsbedingungen?
- G wie „Governance“ (Unternehmensführung): Ist das Unternehmen transparent und verantwortungsvoll geführt?
Die ESG-Kriterien bieten dir als Anleger eine Möglichkeit, die Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu bewerten. Sie sind jedoch keine Garantie, da sie nicht alle individuellen Werte und Prioritäten abdecken.
Beispiel: Wenn dir nur der Umweltaspekt wichtig ist, könnten soziale und Governance-Kriterien für dich irrelevant sein. ESG bietet zwar eine Gesamtbewertung, spiegelt aber nicht unbedingt deine persönlichen Präferenzen wider.
Nachhaltigkeit: Was dir wichtig ist, macht den Unterschied
Wenn du dein Geld nachhaltig investieren möchtest, solltest du dir zunächst über deine Ziele im Klaren sein. Hier ein paar Fragen, die dir dabei helfen können:
- Ausschlusskriterien:
Möchtest du bestimmte Branchen oder Praktiken komplett ausschließen? Beispiele wären:- Keine Investitionen in fossile Brennstoffe, Waffenproduktion oder Kinderarbeit.
- Aber wie stehst du zu Waffen, die für die Polizei verwendet werden?
- CO2-Fußabdruck:
- Reicht es dir, wenn Unternehmen ihren CO2-Ausstoß durch Zertifikate kompensieren?
- Oder möchtest du, dass dein Geld in Unternehmen fließt, die aktiv ihre Emissionen reduzieren?
- Positiver Beitrag:
- Soll dein Geld direkt Projekte fördern, die der Umwelt oder Gesellschaft helfen? Beispiele wären Investitionen in erneuerbare Energien wie Wind- und Solarparks.
Deine Antworten auf diese Fragen bestimmen, welche Art von Geldanlage am besten zu dir passt.
Hellgrün oder dunkelgrün? Greenwashing erkennen
Ein häufiges Problem bei nachhaltigen Geldanlagen ist Greenwashing. Viele Fonds und ETFs tragen zwar ein grünes Label, sind aber nicht wirklich nachhaltig. Oft handelt es sich nur um „hellgrüne“ Investments, die minimale Kriterien erfüllen, aber keine großen Veränderungen bewirken.
Hellgrüne Fonds:
Diese Fonds setzen meist auf Kompensation, z. B. durch den Kauf von CO2-Zertifikaten, ändern aber an ihrem Kerngeschäft wenig.
Dunkelgrüne Fonds:
Dunkelgrüne Fonds gehen einen Schritt weiter. Sie investieren gezielt in Unternehmen und Projekte, die einen positiven Beitrag leisten – sei es durch den Ausbau erneuerbarer Energien, den Schutz der Artenvielfalt oder soziale Innovationen.
Leider sind dunkelgrüne Fonds oft schwer zu finden. Insbesondere ETFs (börsengehandelte Fonds) können selten als dunkelgrün bezeichnet werden, da sie oft nur breite Marktindizes abbilden und keine detaillierten Analysen durchführen.
Greenwashing vermeiden: Was kannst du tun?
- Kleingedrucktes lesen:
Achte darauf, welche Kriterien ein Fonds wirklich erfüllt. Viele Fonds tragen das Label „nachhaltig“, erfüllen aber nur minimale Standards. - Expertenberatung in Anspruch nehmen:
Ein Finanzberater, der sich auf nachhaltige Geldanlage spezialisiert hat, kann dir helfen, die Angebote zu verstehen und die richtige Wahl zu treffen. - Deine Werte kennen:
Sei dir bewusst, was dir bei deiner Geldanlage wichtig ist. Nur so kannst du die Angebote kritisch prüfen.
Zusammenfassung: Nachhaltige Geldanlage ist nicht gleich nachhaltige Geldanlage
Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema und keine Geldanlage ist von Natur aus „perfekt grün“. Wichtig ist, dass sie zu deinen individuellen Zielen passt. Hier sind die zentralen Erkenntnisse zusammengefasst:
- Nachhaltigkeit ist subjektiv: Jeder hat eine andere Vorstellung davon, was nachhaltig bedeutet.
- EU-Taxonomie und ESG-Kriterien: Diese bieten Orientierung, haben aber ihre Grenzen.
- Greenwashing ist ein Risiko: Nicht alles, was grün aussieht, ist wirklich nachhaltig.
- Expertenberatung ist sinnvoll: Ein erfahrener Berater kann dir helfen, passende Investments zu finden.
Ein Blick in die nächsten Podcastfolgen
In den kommenden Episoden dieser Mini-Serie erwarten dich spannende Themen, darunter:
- Welcher nachhaltige ETF ist der beste?
- Die besten nachhaltigen Investmentfonds.
- Kannst du auch als Kleinanleger in Wind- und Solarparks investieren?
- Was sind Impact Fonds?
- Nachhaltig investieren und Rendite – ein Widerspruch?
- Interviews mit Experten zu nachhaltigen Versicherungen und grünen Robo-Advisors.
Bleib dran, um noch mehr wertvolle Einblicke in die Welt der nachhaltigen Geldanlage zu erhalten!