Warum du Fonds und ETFs NIE nach der bisherigen Rendite sortieren solltest und es doch alle tun!

Vielleicht kennst du es. In einer Zeitschrift oder im Internet stehen die Investmentfonds, Aktien, ETFs der Woche oder des Monats. Schnell wirft man einen Blick hierauf und viele kaufen bzw. investieren in den Besten. Klar, wer will schon auf Verlierer setzen. Doch genau diese Vorgehensweise macht dich eher arm als reich! Darum geht es heute. Hör rein! Los geht’s!

Fast überall sieht man sie. Die Tabellen und Listen mit den besten Fonds, Aktien, ETFs. Vermutlich hast du das auch schon mehr als einmal gesehen.

Da werden dann die Fonds, Aktien, ETFs – ich spreche in der heutigen Folge dann immer von Fonds, auch wenn ich Aktien, ETFs, Zertifikate und weitere Anlagen meine, damit es leichter zum Zuhören wird. Ok?

Also… dann stehen da die Fonds, schön sortiert nach dem bisherigen Ergebnis, der bisherigen Performance oder Wertentwicklung. Das sieht gut aus, ist leicht verständlich und soll uns bei der Anlageentscheidung helfen. Doch das ist gefährlich!

Oft wird nach der Entwicklung des letzten Monats oder des letzten Jahrs sortiert. Das birgt direkt mehrere Gefahren. Denn wie sicher ist es, dass der, der im letzten Monat der beste war, das auch im nächsten Monat schafft? Natürlich ist das möglich, erfahrungsgemäß jedoch wenig wahrscheinlich. Hinzu kommt noch, dass ein Monat oder ein Jahr ein viel zu kurzer Vergleichszeitraum ist – insbesondere bei einer Anlage wie einem Aktienfonds oder Aktien-EFT, bei dem ich einen Anlagehorizont von 5, 7 oder besser 10 Jahren haben sollte.

Ja, vielleicht könnte es ein Ansatz sein, dann zumindest nach den letzten 5 oder besser 10 Jahren zu sortieren. Stimmt. Das wäre schon viel besser, allerdings führt es dann immer noch zu oft in die Irre.

Wieso? Weil es die Vergangenheit zeigt. Nicht nur, dass die Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft ist, noch viel entscheidender ist, dass wir nicht ohne weiteres sehen können, wie viel Risiko ist der Fonds eingegangen. Das würde hier und heute vielleicht ein wenig weitführen, jedoch zumindest der Hinweis, dass sich ein Blick in Richtung des Beta-Faktors, des Sharpe- und Information-Ratios hilfreich sein könnte. Wem das nichts sagt: keine Sorge. Frage deinen Berater oder deine Beraterin danach und lass dir erläutern, wie dir diese Kennzahlen helfen können. Wenn dein Berater die nicht kennt oder dir das nicht direkt erklären kann… nun… dann sortiert er oder sie im Zweifel auch nach einer Tabelle… ob nur die hauseigenen Fonds, ob nach der Wertentwicklung oder der Provision, die er oder sie bekommt, sei einmal dahingestellt. So oder so… suche dir besser einen neuen Geldkümmerer.

Lass mich an einem vereinfachten Beispiel klar machen, wieso das wichtig für dich ist.

Stell dir vor, ich sei ein Fondsmanager und ich lege zwei Fonds auf. Bei einem setze ich auf steigende Kurse und beim anderen auf fallende Kurse. Ja, das klingt paradox, denn Fondsmanager rühmen sich doch, besser als andere zu wissen, wie sich die Börse entwickelt. Doch viele können es eben nicht. Also am Ende des Jahres wird ein Fonds gut und der andere schlecht gelaufen sein, richtig?

Wenn ich jetzt noch das Risiko innerhalb meines Fonds erhöht hätte, durch ein hohes Beta, durch Terminkontrakte oder egal wie, so hätte der eine Fonds eine sehr sehr gute und der andere eine sehr sehr schlechte Entwicklung gemacht. Die Wahrscheinlichkeit dass ich mit dem sehr sehr guten Fonds in der Tabelle auf ein Jahr sortiert ganz weit oben stehen würde, wäre hoch. Nachvollziehbar?

Tja… und da erfahrungsgemäß viele Menschen in die Fonds investieren, die in solchen Listen oben stehen, bekäme ich in den einen Fonds richtig viel neues Geld. Doch eben erst nachdem ich das super Jahr hatte – und zwar ohne dass ich Ahnung von der zukünftigen Entwicklung gehabt hätte.

Wäre es dann gut für dein Geld, wenn es erst dann in den Fonds käme, wenn ich durch Zufall gut gewesen wäre?

Ja, dieses Beispiel ist vereinfacht und natürlich wissen viele Fondsmanager gut, was sie tun und natürlich würde NIE im Leben jemand auf die Idee kommen, sowas zu machen, wie ich beschrieben habe… oder doch? Egal, denn du weißt spätestens jetzt Bescheid. Triff deine Anlageentscheidung nicht danach, wer gerade in der Liste oben steht.

Übrigens… auch diverse Anbieter von Sternen, goldenen Bullen und so für Fonds sind in vielen Fällen nicht besser.

Doch wenn das so klar ist, warum wird es dennoch gemacht?

Weil es so einfach ist und weil es so plausibel klingt. Und je kürzer der Anlagezeitraum auf den geblickt wird, also der letzte Monat oder das letzte Jahr, desto häufiger verändern sich die Fonds in der Liste. Denn stell dir vor, du würdest immer nach den letzten 10 oder 20 Jahren sortieren? Dann würde sich oft nicht viel ändern und wenn du eine Zeitschrift rausgibst, brauchst du doch immer wieder Veränderungen und Neuigkeiten, denn ansonsten kauft niemand mehr deine Zeitschrift oder klickt das im Internet an.

Auch vermeintlich neutral geschriebene Beiträge, Tabellen, Rankings etc. haben oft Interessenskonflikte mit dem, was dir als Anleger wichtig ist. Die Vergangenheit ist uns doch bei der Anlage viel weniger wichtig als die Zukunft.

Ach ja, dann werde ich auch immer mal wieder gefragt, ob es dann nicht am besten sei, in den schlechtesten des letzten Jahres zu investieren, denn der hätte dann ja das höchste Aufholpotenzial. Ich mag den Gedanken, denn antizyklisches Handeln ist langfristig oft sehr erfolgreich, doch leider nicht an dieser Stelle. Denn einige von denen, die ganz hinten liegen, können es schlichtweg nicht und die werden es dann oft auch in Zukunft nicht können. Das betrifft nicht alle, aber einige.

Wie kannst du mit diesen Informationen nun in der Praxis für dich anfangen?

Zwei Möglichkeiten: erste Möglichkeit: du wendest dich an jemanden, der sich damit wirklich auskennt, der dich bei der Auswahl deiner zu dir passenden Anlagen unterstützt und im Idealfall auch dauerhaft begleitet – das ist das, was meine zufriedenen Kunden tun und mich deshalb ihren Geldkümmerer nennen – oder die zweite Möglichkeit, wenn du es ganz für dich machen willst: du beschäftigst dich intensiver mit der sogenannten Performance Attribution. Da geht es darum, herauszufinden, wie sich die bisherigen Ergebnisse zusammensetzen. Sprich: mit wie viel Risiko ist der Erfolg zustande gekommen und ob es Können, Glück oder Zufall war. Spoiler-Alarm: das ist nicht nur in Bezug auf die dahinterliegende Finanzmathematik nicht ganz trivial. Aber für die, die es interessiert, kann es superspannende Erkenntnisse bringen. Frag doch mal deinen Banker oder deinen Finanzberater, was er oder sie zu Performance Attribution meint und was das sei. Du wirst schnell erkennen, ob er oder sie weiß, was das ist und welche Schlüsse du für dich darauf ziehen kannst. Und wie gesagt, wenn dir das zu kompliziert oder zu aufwendig ist, dein Geldkümmerer erledigt sowas gern für dich.

Fassen wir für heute zusammen:

  • Du weißt, wieso fast alle Fonds nach der bisherigen Wertentwicklung sortieren
    • Einfach, sieht schlüssig aus und wird wenig hinterfragt
    • Es bringt Klicks, Käufer und neue Kunden
  • Du weißt, wieso es dennoch oder gerade deshalb so gefährlich für deine Geldanlage ist und wieso du das nie machen solltest
    • Die Vergangenheit ist keine Garantie für die Zukunft
    • Das Risiko, das eingegangen wurde, wird meist ignoriert
    • Es ist nicht klar, ob es Können, Glück oder purer Zufall war, was zu dem Ergebnis führte
    • oder es kann sein, dass dich jemand ganz bewusst hinter die hohle Fichte führen will, wie mein vereinfachtes Beispiel aufgezeigt hat
  • Entscheide für dich, ob du dich selbst mit dem spannenden Feld der Performance Attribution beschäftigen willst oder ob du den zu dir passenden Geldkümmerer damit beauftragst.