Du hast Fonds oder ETFs in deinem Depot und möchtest das Beste aus deinen Anlagen herausholen? Dann ist die Vorabpauschale ein Thema, das du kennen solltest. Diese steuerliche Regelung kann Anfang des Jahres zu einer ungeplanten Abbuchung auf deinem Konto führen. Aber keine Sorge: In diesem Artikel erkläre ich dir ausführlich, wie die Vorabpauschale funktioniert, warum sie eingeführt wurde und wie du deine Steuern clever optimierst. Oder höre meine aktuelle Podcast Folge zu diesem Thema:
Was ist die Vorabpauschale, und warum gibt es sie?
Mit der Einführung der Investmentsteuerreform im Jahr 2018 hat sich für Anleger einiges geändert. Ziel der Reform war es, Erträge aus Fonds und ETFs regelmäßiger zu besteuern, anstatt die Steuerzahlung erst bei einem Verkauf oder einer Ausschüttung fällig werden zu lassen.
Die Vorabpauschale ist eine Art Mindestbesteuerung für (insbesondere thesaurierende) Fonds, die ihre Gewinne nicht ausschütten, sondern automatisch reinvestieren.
📌 Wirtschaftlich gesehen:
- Es handelt sich um eine fiktive Besteuerung: Du erhältst kein Geld, sondern zahlst auf nicht ausgeschüttete Erträge.
- Das Finanzamt möchte sicherstellen, dass Anleger ihre Steuern auch dann zahlen, wenn sie Gewinne nur „auf dem Papier“ haben.
Für wen ist die Vorabpauschale relevant?
- (Vor allem Thesaurierende) Fonds und ETFs: Diese legen ihre Erträge wieder an, anstatt sie auszuzahlen.
- Anleger, die in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig sind.
So wird die Vorabpauschale berechnet
Die Berechnung der Vorabpauschale erfolgt in mehreren Schritten. Dabei spielen drei Faktoren eine zentrale Rolle:
- Der Wert deiner Fondsanteile zu Jahresbeginn: Dieser bildet die Grundlage für die Berechnung.
- Der Basiszins: Dieser wird jährlich von der Bundesbank veröffentlicht und orientiert sich an der Verzinsung langfristiger Bundeswertpapiere. Für 2024 liegt er bei 2,29%.
- Die Teilfreistellung: Je nach Fondsart werden nicht alle Erträge besteuert.
Einfach erklärt: Die Schritte der Berechnung
- Wert zu Jahresbeginn x Basiszins = Basisertrag.
- Vergleich: Der Basisertrag wird mit der tatsächlichen Wertentwicklung des Fonds verglichen. Der niedrigere Wert wird angesetzt.
- Abzug der Teilfreistellung.
- Auf den verbleibenden Betrag werden Kapitalertragsteuer (25%) und Solidaritätszuschlag (5,5% der Steuer) erhoben.
Ein Beispiel für einen Aktien-ETF
Angenommen, du hast 50.000 Euro in einem thesaurierenden Aktien-ETF angelegt.
- Basiszins: 2,29% → ergibt 1.145 Euro Basisertrag.
- Faktor 0,7: 1.145 Euro x 0,7 = 801,50 Euro.
- Vergleich: Liegt die tatsächliche Wertsteigerung darunter, wird der niedrigere Betrag angesetzt.
- Abzug der Teilfreistellung (30% bei Aktien-ETFs):
801,50 Euro x 70% = 561,05 Euro. - Steuer: Auf diesen Betrag werden 25% Kapitalertragsteuer und 5,5% Solidaritätszuschlag berechnet → 26,375%. Das ergibt ca. 148 Euro Steuer.
Faustformel:
👉 Pro 100.000 Euro Depotwert kannst du etwa mit 300 Euro Steuer rechnen.
Warum ist die Vorabpauschale 2025 wieder relevant?
In den Jahren 2021 und 2022 war die Vorabpauschale für viele Anleger kein Thema, weil die Zinsen negativ oder extrem niedrig waren. Doch mit den steigenden Zinsen wurde sie Anfang 2024 wieder fällig – und das gilt auch für 2025.
Die Vorabpauschale 2025 basiert auf den Zinsen des Jahres 2024. Ein Blick auf den Basiszins zeigt: Dieser liegt bei 2,29% – deutlich höher als in den vergangenen Jahren.
Wie kann ich die Steuerzahlung vermeiden?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Belastung durch die Vorabpauschale zu reduzieren oder sogar ganz zu vermeiden:
1. Freistellungsauftrag nutzen
Der Freistellungsauftrag ist dein wichtigstes Instrument, um Steuern auf Kapitalerträge zu vermeiden.
- Einzelpersonen können bis zu 1.000 Euro pro Jahr freistellen, Ehepaare bis zu 2.000 Euro.
- Wichtig: Der Freistellungsauftrag muss vor dem Jahresende eingerichtet werden, um für die Vorabpauschale zu wirken.
📌 Tipp:
Hast du Depots bei mehreren Banken? Dann kannst du den Betrag aufteilen. Nutze das Online-Banking deiner Bank, um den Freistellungsauftrag schnell und einfach anzupassen.
2. Ausschüttende Fonds und ETFs bevorzugen
Hast du Fonds oder ETFs, die regelmäßig ausschütten? Dann wird die Ausschüttung von der Vorabpauschale abgezogen. Ist die Ausschüttung höher als der Basisertrag, entfällt die Steuer vollständig.
Beispiel: Ein Fonds mit einem Wert von 50.000 Euro schüttet 2% aus (1.000 Euro). Der Basisertrag beträgt 801,50 Euro. Da die Ausschüttung höher ist, zahlst du keine Vorabpauschale. Natürlich wird dafür die Ausschüttung besteuert.
3. Verlustverrechnung
Wenn du Verluste in deinem Depot hast, können diese gegen die Vorabpauschale verrechnet werden. Deine Bank erledigt dies automatisch.
Teilfreistellung: Ein Vorteil für Fondsanleger
Nicht alle Fonds müssen komplett versteuert werden. Die sogenannte Teilfreistellung berücksichtigt, dass auf Fondsebene bereits Steuern gezahlt wurden.
📌 Teilfreistellungsquoten:
- 30% bei Aktienfonds: Mindestens 51% Aktienanteil.
- 15% bei Mischfonds: Mindestens 25% Aktienanteil.
- 60% bis 80% bei Immobilienfonds: Abhängig vom Anteil an Auslandsimmobilien.
👉 Merke: Je höher der Aktien- oder Immobilienanteil, desto größer die Teilfreistellung – und desto geringer die Steuerbelastung.
Warum ist die Vorabpauschale wichtig?
Die Vorabpauschale mag kompliziert erscheinen, doch sie hat eine entscheidende Funktion: Sie sorgt dafür, dass Steuern auf Gewinne regelmäßig anfallen und nicht erst nach Jahren geballt fällig werden.
Für Anleger bedeutet dies: Finanzplanung ist das A und O. Mit den richtigen Strategien kannst du die Belastung minimieren und sicherstellen, dass keine unangenehmen Überraschungen auf dich zukommen.
Fazit: Mit Wissen und Planung entspannt bleiben
Die Vorabpauschale ist ein wichtiger Faktor für alle, die in Fonds und ETFs investieren. Doch mit ein wenig Vorbereitung kannst du unnötige Steuern vermeiden.
- Überprüfe deinen Freistellungsauftrag.
- Setze auf ausschüttende Fonds oder ETFs, wenn möglich.
- Informiere dich über die Teilfreistellung, um von steuerlichen Vorteilen zu profitieren.
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