Mit dieser Frage kommen regelmäßig Interessenten auf uns zu, zumeist mit Ende 50 bis Mitte 60, also teils nachdem sie das Geld bereits bekommen haben, teils in freudiger Erwartung in wenigen Monaten oder Jahren Geld zu bekommen. Heute erfährst du von mir, wie du am besten vorgehst, nein, keine Aktientipps der Woche, noch viel besser: eine Strategie, die unabhängig von der Börsenstimmung funktioniert. Hör rein! Los geht’s!
Du hast bereits Geld aus der Lebensversicherung ausbezahlt bekommen? Oder du bekommst in den nächsten Monaten oder Jahren Geld aus deiner Lebensversicherung?
Du fragst dich, was du nun sinnvoll mit deinem Geld machen solltest, weil du zum einen über Jahrzehnte hart dafür arbeiten und sparen musstest und zum anderen weil du das Geld für deinen Ruhestand benötigst?
Eine einfache Frage und auch eine einfache Antwort, wenngleich die Antwort meist vielschichtig ist.
Diese Grundregeln und Grundgedanken solltest du kennen, damit du genau das Richtige mit deinem Geld aus der Lebensversicherung machst:
- Der erste und wichtigste Grundsatz: wer ein Leben lang Ausgaben hat, sollte auch eine Leben lang Einnahmen haben.
- So einfach und so leicht.
- Prof. Russ vom ifa Institut sagt dazu, dass ist das „mein Geld ist weg, aber ich bin noch da“-Problem
- Doch wie sieht es in der Realität aus?
- Hier hilft eine eigene Überlegung, wie hoch meine Ausgaben sind bzw. sein werden. Auch wie sie sich wahrscheinlich entwickeln werden… plane ich bspw. eine Weltreise, berücksichtige ich die Inflation in der Zukunft, will ich Geld an meine Kinder, Enkel oder andere verschenken oder oder oder.
- Auf der anderen Seite meine Einnahmen. Wie sehen diese aus? Wie werden sich diese entwickeln? Und bei den Einnahmen gibt es die, die gut planbar sind, z.B. die gesetzliche, betriebliche und privaten Renten, die ich habe, sofern es sich um garantierte Werte handelt. Weitere häufige Einnahmequellen können Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung sein sowie aus Kapitalerträgen, bspw. über Zinsen und Dividenden.
- Wenn ich meine Einnahmen und Ausgaben gegenüberstelle, erkenne ich schnell, ob ich mehr Einnahmen oder mehr Ausgaben habe und vor allem auch, wie es sich in den nächsten Jahren voraussichtlich entwickelt.
- Wen das noch genauer interessiert, dem kann ich eine professionelle Ruhestandsplanung bei einem CFP, also einen Certified Financial Planer oder CGA, einem Certified Generations Advisor ans Herz legen. Die Beratung ist zumeist nicht kostenfrei und das aus gutem Grund, da hier auch verschiedene, individuelle Szenarien entwickelt und simuliert und über die Jahre angepasst werden können.
- Denn je nachdem ob ich mehr Einnahmen oder mehr Ausgaben habe, bestimmt auch die sinnvollen Anlagemöglichkeiten mit dem Geld, das ich aus der Lebensversicherung bekomme.
- Habe ich auf Dauer höhere Ausgaben als Einnahmen kann der Abschluss einer Rentenversicherung gegen einen einmaligen Beitrag sehr viel Sinn ergeben. Ja, das gibt in der Regel keine besonders hohe Rendite, gibt jedoch sehr viel Sicherheit, wenn man es richtig macht, sodass es garantiert die Einnahmen ein Leben lang erhöht. Hierbei muss ich natürlich nicht alles Geld in solch eine Rentenversicherung investieren, doch ein solider Sockel sollte vorhanden sein, damit es eben nicht zum „mein Geld ist weg, aber ich bin noch da“-Problem kommt.
- Wenn ich mehr Einnahmen als Ausgaben habe, so sollte ich zunächst die Gelder sicher beiseite legen, die ich in den kommenden drei Jahren ausgeben möchte – wie eben erwähnt für die Weltreise oder Urlaube, ein neues Auto etc. Beiseite legen bedeutet für mich auf einem Tages- und/oder Festgeldkonto anzulegen, damit es zumindest ein wenig Zinsen gibt.
- Dies gilt aber auch, wenn du zwar weniger laufenden Einnahmen als Ausgaben hast, aber eben von einem Teil der Auszahlung aus deiner Lebensversicherung leben möchtest oder musst bzw. deine Rente dadurch erhöhen willst.
- Ich spreche hier in der Beratung häufig von drei Schubladen. Das Geld, das geparkt werden soll sowie die Liquiditätsreserve, die jeder haben sollte, falls das Auto, der Fernseher, die Waschmaschine oder so kaputt geht, die sollte schnell verfügbar, sicher und ohne Kursrisiken oder hohe Kosten angelegt sein. Somit befindet sich in der ersten Schublade neben dem Kontoguthaben, die Gelder auf Tages- und Festgeldkonten.
- Somit sollte in dieser ersten Schublade immer soviel Geld sein, wie du voraussichtlich in den kommenden drei Jahren ausgebeben wirst und was nicht durch sichere andere Einnahmen bezahlt werden kann.
- Ein vereinfachtes Beispiel: du willst jeden Monat 500 Euro zusätzlich zu deinen Renten- und Mieteinnahmen aus deinem Vermögen entnehmen.
- Somit solltest du 500 Euro im Monat x 12 Monate = 6.000 Euro x 3 Jahre = 18.000 Euro sicher geparkt haben. Hinzu kommt noch die Liquiditätsreserve, die individuell sehr unterschiedlich hoch ausfallen kann. Nehmen wir bei unserem Beispiel 7.000 Euro. Damit müssten in der ersten Schublade 25.000 Euro liegen. Nochmals der Hinweis: Schublade meint jetzt nicht eine echte Schublade im Schrank zu Hause oder so, sondern eine gedankliche Schublade, bei der das Geld auf dem Tages- und/oder Festgeldkonto ist.
- Bei allem, was darüber hinausgeht, kann man nun über weitere Formen der Anlage nachdenken – bei mir in der Beratung somit die Schubladen zwei und drei. Hierzu solltest du dir überlegen, wie viel Geld du wann voraussichtlich brauchst. Denn wenn du aus der Schublade eins jeden Monate 500 Euro entnimmst und die Schublade nie leer werden soll, so muss sie immer wieder aufgefüllt werden, spätestens nach drei Jahren und zwar mit den zuvor genannten 18.000 Euro in unserem Beispiel. Somit solltest du mindestens 18.000 Euro in Schublade zwei haben, eher das Doppelte, somit 36.000 Euro. Denn bei mir bedeutet die Schublade zwei bei vielen Kunden, dass sie dort das Geld drin liegen haben, was sie in 3 bis 6 Jahren benötigen. Somit die ersten 18.000 Euro nach drei Jahren und die zweiten 18.000 Euro nach sechs Jahren. Dann fließen die Gelder von der Schublade zwei in Schublade eins. Ja, das ist gerade recht schematisch und vereinfacht dargestellt und soll der einfachen Nachvollziehbarkeit dienen.
- Und alles, was weder in Schublade ein oder zwei liegt, kann in Schublade drei. Gehen wir in unserem Beispiel davon aus, du hast 100.000 Euro aus der Lebensversicherung bekommen. Dann liegen 25.000 Euro in Schublade eins, es verbleiben noch 75.000 Euro. Hiervon liegen die zwei Mal 18.000 Euro, also 36.000 Euro in Schublade zwei. 75.000 Euro minus 36.000 Euro ergeben 39.000 Euro, die du in Schublade drei legen kannst.
- Doch was unterscheidet die Schubladen zwei und drei? Insbesondere der Anlagehorizont und damit auch die Risikotragfähigkeit, also das Risiko, was du kalkuliert eingehen kannst.
- Typische Anlagebeispiele für die Schublade zwei sind verzinsliche Wertpapiere, Rentenfonds, defensive Mischfonds, offene Immobilienfonds etc. Wichtig hierbei ist immer die richtige Planung, also wann welche Beträge von Schublade drei in Schublade zwei und wiederum von Schublade zwei in Schublade eins fließen. Denn aus dieser nimmst du dir ja die 500 Euro im Monat und die sollte nie leer werden – egal wo die Zinsen, Aktienkurse oder sonst was steht.
- Typische Anlagebeispiele für die Schublade drei sind Mischfonds, Aktienfonds, viele ETFs usw.
- Und genau hier bekommen einige Kunden in der Beratung zunächst große Augen und meinen: „Ich muss von dem Geld leben. Das darf nicht weg sein! Aktien sind doch viel zu riskant!“. Und ja, das ist komplett nachvollziehbar und so immens wichtig! Deshalb ist die Planung also auch die zeitliche Planung und Steuerung so wichtig. Denn Aktien, Aktienfonds, viele ETF sind auf wenige Jahre gesehen riskant und ja, investieren kann immer das Vermögen kosten, auch schon in Schublade zwei und in Teilen auch in Schublade 1, doch ohne jegliche Risiken eingehen zu wollen, werde ich mein Kapital nie nach Inflation erhalten können. Damit sind wir bei den meisten dann wieder beim „Mein Geld ist weg (weil es ausgegeben ist) und ich bin noch da“-Problem. Und dann ist die klassische Rentenversicherung mit einer möglichst hohen garantierten Rente vielleicht doch bis passendste Wahl. Wer eine erste Idee dazu bekommen will, wie riskant Aktien sind, dem empfehle ich gern mein Video „Sind Aktien nicht riskant?“
- In der dritten Schublade ist auch ein gewisses Timing wichtig. Sprich: wenn ich einen Teil bspw. in Aktienfonds oder ETF angelegt habe, so sollte ich regelmäßig prüfen, wie die aktuelle Situation ist und die Gewinne oder Teile davon regelmäßig durch Verkäufer sichern. Diese wieder kannst du dann in Schublade zwei oder eins schieben. Damit hast du die Gewinne gesichert und an Gewinnen ist noch nie jemand arm geworden.
- Höre dabei immer auch auf dein Bauchgefühlt, beschäftige dich mit deinem persönlichen Sicherheitsbedürfnis. Was lässt dich nachts ruhig schlafen und was nicht?
- Auch kannst du das Geld, was du über die Schublade drei hinaus noch hast und vermutlich nie für dich brauchen wirst, an die verschenken, die dir besonders am Herzen liegen. Auch hier zeigt unsere Erfahrung, dass dies neben steuerlichen Vorteilen einfach gut tut, wenn man mit warmen Händen verschenkt und sieht, was die Kinder oder Enkelkinder damit machen oder wie sie es anlegen. Denn dies erlebt man selbst im Erbfall ja nicht mehr mit. Aber es sollte dann eben auch nur das Geld und Vermögen sein, auf das man selbst nicht mehr angewiesen ist.
- Das eben von mir angesprochene Beispiel ist auch nur genau das, ein Beispiel. Denn die Ziele und Wünsche unserer Kunden sind so individuell wie jeder von uns und somit sollte es auch immer individuelle Lösungen geben – und zumindest bei uns gibt es die dann auch.
- Überlege dir, ob du das für dich alleine anlegen und überwachen sowie anpassen möchtest oder ob du dir einen guten Geldkümmerer suchst, der dich fortlaufend unterstützt?
- Denn wenn du eine zu dir passende Strategie hast, bringt dies erfahrungsgemäß Planbarkeit und Sicherheit mit sich. Und die Strategie ist ja nicht in Stein gemeißelt bzw. sollte es nicht sein, denn das Leben passiert und somit sollte sich deine Strategie auch an dein Leben und dessen Veränderungen anpassen können.
- Schick dein Geld somit weiterhin für dich arbeiten – clever und flexibel, damit du immer genügend Geld für die schönen und wichtigen Dinge des Lebens hast!
Fassen wir für heute zusammen:
- Auch für Gelder, die du aus einer Lebensversicherung bekommst, gibt es nicht DAS EINE Produkt, dass für alle passt und das Beste ist.
- Das Leben endet nicht mit Rentenbeginn. Deshalb ist und bleibt Investieren so wichtig.
- Vielmehr kommt es auf deine Wünsche, deine Bedürfnisse, deine weiteren Einnahmen und Ausgaben an.
- Nutze gern die Strategie des Geldkümmerers mit den drei Schubladen.
- Plane deine persönliche Strategie.
- Setze sie um und überwache sie in regelmäßigen Abständen, um ggf. Anpassungen rechtzeitig vornehmen zu können.
- Investiere in den Schubladen in die Anlagen, die zu dir passen.
- Habe keine Angst vor kontrollierten Risiken, setze aber auch nicht alles auf eine Karte, sondern streue deine Anlagen sinnvoll und möglichst ohne zu große Kosten.
- Setze es für dich konsequent um und lass dich ggf. von einem Profi-Geldkümmerer unterstützen, wenn du dich damit sicherer und besser fühlst.