Wer würde nicht gern über Nacht reich werden? Vielleicht hast du auch schon ähnlich oft wie ich Werbung bekommen, wo man mit dem XYZ-Prinzip, das ein Insider enthüllt, in wenigen Wochen und Monaten richtig viel Rendite machen kann. Doch was ist dran? Was davon ist Spekulieren und was Investieren? Ist das eine gut und das andere schlecht? Wenn ja, was ist wie sinnvoll? Wie kannst du, wenn du den Unterschied beherzigst, planbar ein Vermögen auf- und ausbauen? Darum geht es heute. Hör rein! Los geht’s!
Anlagebetrug und unseriöse Angebote
Jedes Jahr verlieren Anlegerinnen und Anleger Millionen Euros, weil sie auf Anlagebetrüger hereingefallen sind. Trotz aller Regulierung und Schutz der Anleger gibt es diese Betrügereien nach wie vor. Hinzu kommen noch zahlreiche unseriöse Angebote, die zwar nicht juristisch als Betrug gelten, die Anleger dennoch um viel Geld bringen, wie diverse Abo-Fallen. Hier werden Insider-Informationen in Aussicht gestellt, wenn man nur das Abo abschlösse oder sich zu teuren Investment-Coachings anmelde. Das gibt es offline wie online, innerhalb und außerhalb von Social Media. Eins ist am Ende gleich: Dein Geld ist weg bzw. es hat ein anderer.
Gier und Angst als treibende Kräfte
Doch jammern hilft hier nicht. Vielmehr hat mich die Frage beschäftigt, wieso dies immer wieder passiert. Klar, die zum Teil mangelnde Finanzbildung ist ein Grund, doch sie erklärt es bei weitem nicht vollständig. Vielmehr schwanken viele Anleger zwischen Gier und Angst. Immer wieder klingt es verlockend: die 1.000% Chance, die Kurs-Rakete, reicher als die anderen… Denn es ist allzu menschlich. Jeder, der gern mehr Vermögen hätte, sucht nach möglichst einfachen Wegen.
Einfach wirkt es auf uns, wenn es plausibel klingt. Wir als Menschen suchen nach einfachen Erklärungsmustern, das ist evolutionsbedingt und völlig in Ordnung. Früher, als wir noch in Höhlen lebten, war es überlebenswichtig, schnell unterscheiden zu können, ob ein Feind oder die nächste Mahlzeit naht. Entschuldigt diesen vereinfachten Vergleich, aber so sind wir gestrickt.
Behavioral Finance und die Repräsentationsheuristik
Aus der verhaltensorientierten Finanztheorie, auch Behavioral Finance genannt, kennen wir die sogenannte Repräsentationsheuristik. Wir suchen nach Mustern, auch wenn es keine gibt. Einfache Erklärungen bevorzugen wir. Ganze Zeitungsverlage sind hierauf aufgebaut. Im Bereich der Geldanlage können solche menschlichen Verhaltensweisen jedoch sehr teuer werden. Denn wenn wir irrational entscheiden, verlieren wir oft viel Geld.
Spekulieren vs. Investieren
Was ist Spekulieren?
Spekulieren bedeutet beim Geldanlegen, dass ich in etwas mein Geld anlege und auf eine kurzfristige Veränderung setze, um daraus einen Gewinn zu erzielen. Oftmals ist es egal, in was investiert wird und ob das Ganze langfristig Sinn macht, denn das Hauptaugenmerk liegt auf der kurzfristigen Gewinnerzielung. Einige finden, dass dies negativ klingt, doch das ist es nicht. Spekulanten sorgen an vielen Märkten für mehr Liquidität, was grundsätzlich gut ist.
Auf der anderen Seite bestehen bei Spekulationen oft besonders hohe Risiken oder sie werden extra noch mit Krediten oder speziellen Produkten gehebelt. Dies führt in der Mehrheit der Fälle dazu, dass man Geld verliert. Das muss nicht schlimm sein, wenn man in den anderen Fällen genügend Geld gewinnt. Allerdings ist diese Form der Geldanlage nur für diejenigen geeignet, die den kompletten Verlust des Geldes verschmerzen können und deshalb nie unruhig schlafen würden.
Was ist Investieren?
Dem gegenüber steht das Investieren. Hierunter verstehe ich die Geldanlage, die eher mittel- und langfristig orientiert ist. Es werden im Vorfeld die verschiedenen Risiken analysiert und nur die eingegangen, die sich nicht vermeiden lassen. Investieren basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie überprüfbaren Fakten aus der Vergangenheit der letzten Jahrzehnte. Natürlich ist die Vergangenheit nie eine Garantie für die Zukunft, doch die Mühe zahlt sich langfristig aus. So ist die Wahrscheinlichkeit, Gewinne zu erzielen, viel höher, die Wahrscheinlichkeit, alles Geld zu verlieren, viel geringer und es lässt sich auch trotz aller Krisen und Kriege dennoch beruhigt schlafen.
Grundzüge des Investierens
Grundzüge des Investierens sind bei mir zunächst die Überlegungen, die ich eben schon genannt habe. Wo stehst du aktuell – finanziell und auch persönlich? Wo willst du hin? Wie viel Geld willst du anlegen oder benötigst du? Welche Erfahrungen hast du mit Geldanlagen schon gesammelt? Wie tief willst du in die Materie einsteigen und wie viel willst du dich selbst drum kümmern?
Wenn diese und weitere Fragen geklärt sind, sind deine Finanzziele klar und du kannst mit dem Investieren beginnen. Hierzu können – je nach deinen Zielen – unterschiedliche Anlageklassen für dich in Frage kommen: von der Liquiditätsreserve, dem Tagesgeld, weiteren verzinslichen Anlagen über Immobilien, Immobilienfonds, Aktienfonds, ETF, Mischfonds, Private Equity und vieles mehr. Es kommt darauf an, dass du die richtige Mischung hast, die zu deinen Zielen passt und sich auch immer wieder anpassen lässt.
Fazit
Markige Werbesprüche, Versuchungen nach dem schnellen Reichtum und vermeintlich „neuste Trends“ aus der Presse sowie aktuelle politische Situationen darfst du mit einem Lächeln begegnen und getrost den Spekulanten überlassen. Das klingt soweit einfach, doch die Erfahrung zeigt, dass es Menschen schwerfällt. Ansonsten wäre jeder oder zumindest nahezu jeder richtig reich.
Es kommt darauf an, was du erreichen willst und was für ein Anlegertyp du bist. Und wenn du dir nicht ganz sicher bist, ist das auch in Ordnung. Einige meiner Kunden haben oft noch „Spielgeld“, mit dem sie dann nach Belieben spekulieren. Es spricht nichts dagegen, beides zu kombinieren, wenngleich ich in meiner Eigenschaft als Geldkümmerer lediglich das Investieren begleite.
Zusammenfassung:
- Es gibt Spekulanten und Investoren.
- Beides hat seine Berechtigung und seinen Sinn.
- Prüfe für dich, was du mit deinem Geld vorhast und welcher Anlegertyp du bist, um deinen Weg zu finden.
- Schnell reich werden zu wollen, ist menschlich. Sei dir diesem Verlangen bewusst und erkenne die Gefahr, um sie zu umgehen.
- Nutze die Erkenntnisse der Finanzwissenschaft und Psychologie, um passende Geldanlagen zu tätigen.
- Erkenne Versuchungen und vermeide dadurch teure Fehler.